“Terra Santa”, ein Ausdruck der diesem Fleckchen Erde am ehesten gerecht wird. Wir, Astrid, Uli und ich, waren zur Wintersonnenwende in Sardinien. Zu erzählen gäbe es wahrlich vieles, da wir aber ein Kräuterblog sind, bleiben wir halt bei den sardischen Kräutern.
Als Erstes begegnete mir dort der Mastixstrauch (Pistacia lentiscus). Dieser begleitete mich im Süden Sardiniens auf Schritt und Tritt.
Wie oft habe ich die Blätter zwischen den Fingern zerrieben und den aromatischen Duft eingeatmet? Ich konnte gar nicht genug vom Duft bekommen. Als ich die gerade reifen Beeren und Blätter sammelte, habe ich immer wieder meine Nase in den Behälter getaucht und einen tiefen Zug von dem wunderbaren an Wacholderbeeren erinnernden Duft eingeatmet.
Fast ein bisschen zu oft 😉
Meine Stimmung ging in Richtung Euphorie, alles war noch wundervoller und großartiger, als es eh schon war. Die Zunge löste sich, ich erging mich in Schwärmerei und einem Hochgefühl, bis ich leichte Kopfschmerzen bekam. Trotzdem konnte ich nicht von dem sagenhaften Duft lassen.
Das Lentisco-Öl
Die Sarden verwenden vom lentisco, wie er auf Italienisch heißt, vor allem das kaltgepresste Beerenöl, olio di lentisco genannt. Früher wurden die Beeren von der armen Bevölkerung zu Öl gepresst und von ihnen als Speise- und Gebrauchsöl verwendet, so erzählte mir Annalisa Cassetta, eine von den einheimischen, wunderbaren Menschen, mit denen ich das Glück hatte, über die Pflanzenwelt und ihren Umgang zu sprechen. Man verwendete es in der sardischen Küche und gab den damit gekochten Speisen seinen charakteristischen Geschmack.
Das Olivenöl, das auf Sardinien selbstverständlich auch produziert wurde, war ausschließlich der wohlhabenden Bevölkerung vorbehalten.
Der einfachen Bevölkerung blieben die Früchte des Lentisco und die des wilden Olivenbaumes.
Aber, so wie vieles, was früher den Armen vorbehalten war, ist heute eine Kostbarkeit. So auch dieses Öl.
Ideale Fettsäurenzusammensetzung
Heute ist das Öl gut erforscht und man weiß, dass Öls die Zusammensetzung der Fettsäuren ideal für die Haut aber auch als Speiseöl ist. Diese Zusammensetzung sieht folgendermaßen aus:
- 50-60% Ölsäure
- 20-30% Palmitinsäure
- 10-25% Linolsäure
Außerdem ist es noch reich an Vitamin E, vor allem des bestimmten Vitamen E α-Tocopherol, das als ein sehr wirkungsvolles Antioxidans gilt.
Die weitere traditionelle Verwendung vom Olio di lentisco
Annalisa erzählte, dass die Schafhirten das Öl als insektenvertreibendes Mittel bei Mensch und Tier verwendeten. Eine wahre Plage in den südlichen Ländern.
Aber auch wenn die Mücken schon zugeschlagen hatten, tupften sie es auf die Einstichstelle. Es nimmt den Juckreiz und die Schwellung.
Entzündungshemmend und wundheilend sind Merkmale des wertvollen “stinco” .
Es wurde ebenso bei Wunden, wie sie auf den Weiden bei Mensch und Tier öfter vorkamen, großzügig aufgetragen, um Infektionen zu verhüten und die Wundheilung zu beschleunigen.
Neueste Erkennntnisse über das Mastixstrauch-Öl
In Studien erwies sich das Öl als cholesterinsenkend, besonders des LDL, das Cholesterins das in Übermass proplematisch für das Gefäßsystem ist.
Weiters scheint es, dass das Öl vielversprechend bei einem Überhandnehmen des Helikobakter pylori sein könnte, dem Bakterium, das für Geschwüre im Magen und Zwölffingerdarm verantwortlich ist. Die Erfahrungswerte des traditionellen Einsatzes der Sarden bei Magenbeschwerden und und Magengeschwüren lässt darauf schließen.
Was noch?
Meine weiteren Recherchen haben ergeben, dass es :
- bei Akne hilfreich sein soll,
- Juckreiz bekämpft,
- lindernd bei Schuppenflechte wirkt und
- insgesamt hautheilende und hautschützende Eigenschaften besitzt.
- Bei Muskelschmerzen sowie rheumatischen Schmerzen soll es als Einreibung schmerzstillend wirken.
Und anderswo?
In manchen Orten des nördlichen Afrikas wird es als Kur bei folgenden gesundheitlichen Problemen eingenommen:
- im Magen-Darm Bereich besonders bei Verdauungsbeschwerden
- in den Atemwegen besonders bei Halsschmerzen, Asthma und Bronchitiden.
Ich hatte bei meiner Rückkehr aus Sardinien Halsschmerzen und konnte selbst feststellen, dass sich das Öl sehr wohltuend in meinem wunden Hals anfühlte und so nebenbei auch meine Laune hob 😉
Fazit
Mmmhh… so ein Fläschchen des olio di lentisco ist wahrlich schon eine Hausapotheke für sich.
Ich werde jetzt weiter mit dem Öl und auch dem Harz etwas experimentieren. Ach ja, dem Harz! Dieser Strauch liefert auch ein wunderbares Harz. Aus dem Mastixharz habe ich früher schon einmal eine Salbe gegen wunde, schorfige Haut gemacht und mit Erfolg eingesetzt. Dazu erzähle ich euch ein anderes Mal mehr davon.
Auch davon, dass ich es schon lange als Räucherung liebe und schätze. Dementsprechend war ich begeistert, als ich in Sardinien die dazugehörige Pflanze sah und das in rauen Mengen.
Bloggerin, Kräuterkundige, Schamanin und Krankenpflegerin
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