Heute beginnen wir mit der Vorstellung der homöopathischen Mittel, mit der sogenannten MATERIA MEDICA. Bevor wir jedoch die Arnica Monata vorstellen: Jedes der homöopathischen Mittel hat sozusagen eine Persönlichkeit, die es kennzeichnet, vergleichbar mit einer Person. Der Homöopath weiß, dass diese Persönlichkeit entweder ganz dem jeweiligen Menschen, der vor ihm sitzt, entspricht, oder nur zeitweise sein eigen ist. Die Arzneimittel kommen oft auch nur für kurze Zeit in Frage. Die Kenntnis der Arzneimittelbilder ist für eine homöopathische Behandlung die wichtigste Voraussetzung, sollte aber immer in Absprache mit ihrem Arzt, bzw. Homöopathen erfolgen.
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ARNICA MONTANA
Folgen von körperlicher und geistiger Anstrengung
Die Arnica-Menschen
Um uns ein Bild von einem Arnica-Menschen machen zu können, brauchen wir nur an die Erscheinung eines gesunden, kräftigen, stämmigen, lachenden, rotbackigen Bergbauern zu denken. Der Tagesablauf eines solchen Menschen wird von der Natur bestimmt und ist dadurch von natürlichen Ruhephasen durchzogen. Er arbeitet gerne und ist dabei jederzeit wohlgelaunt. Der Sonntag ist ihm zwar heilig, aber trotzdem muss auch an diesem Tag wenigstens das Vieh versorgt werden, so dass man mit Recht sagen kann: Sein Leben besteht aus Arbeit. Diese Arbeit ist nicht Pflicht, wie beim typischen Menschen der Arsenicum Album versinnbildlicht, sondern Notwendigkeit. Arnika ist jenes Arzneimittel, bei dem sich Arbeit, Freude und Zufriedenheit in einem Punkt treffen.
Was diese Menschen aus ihrem Rhythmus wirft, ist Krankheit, bzw. Verletztheit. Ein kranker Bergbauer kann sein Vieh nicht mehr versorgen. Daher meint der Arnika-Mensch, er sei gezwungen, seine Krankheit zu ignorieren, sie zu übergehen und einfach weiter zu schaffen. Aus dieser Situation heraus sagt er: Mit mir ist alles ok, ich bin nicht krank, ich brauche keine Hilfe.
Noch deutlicher drückt sich dieses Verhalten bei einem Menschen aus, der gerade einen Unfall verletzt überlebt hat. Er befindet sich in einer Schocksituation, die verhindert, dass er seine Schmerzen und das volle Ausmaß des Geschehens wahrnimmt. Nur so ist es ihm möglich, dass Schwerverletzte manchmal im Stande sind, den gefährlichen Bereich ohne fremde Hilfe zu verlassen. Einige kennen diesen Anblick, wenn ein blutüberströmter Mensch ziellos durch die Gegend läuft, kaum ansprechbar ist und jede Hilfe abweist (Folge von Schock). Arnika will den „Schmerz“ der Situation nicht wahrhaben, weil ihn dies am Überleben hindern würde. Dieser „Schmerz“ kann sich sowohl im körperlichen wie im emotionalen Bereich ereignen.
Arnica-Menschen sind einfache Menschen. Sie halten nichts von philosophischen Grübeleien oder esoterischem Schnickschnack. Sie sind Arbeitsmenschen, die sich permanent überfordern und dies auch von anderen verlangen. Wer arbeitet, hat keine Zeit sich um den Sinn des Lebens zu kümmern oder sich im psychologischen Narzissmus zu verstricken. Es ist wie beim Muskelkater, der schmerzt: weitermachen, dann hört er auch wieder auf.
Natürlich glaubt Arnica auch, dass keiner so fleißig ist wie er. Darauf ist er stolz und hegt gegen jeden ein Misstrauen, der ihm etwas Arbeit abnehmen könnte. Er delegiert ungern und kann sehr ungehalten werden, wenn es dann nicht so wird, wie er es wollte. Natürlich erscheint er den anderen dadurch diktatorisch. Sein Fleiß ist nicht nur auf die körperliche Arbeit beschränkt. Auch im Lernen fordert Arnica von sich alles, wobei seine geistigen Kraftreserven allerdings nicht so unerschöpflich sind wie die körperlichen. Er reagiert daher oft mit körperlichen Symptomen auf geistige Überforderung.
Nun kennen wir den Menschen Arnica in seiner reinen Form und jeder von uns kann nun Rückschlüsse darüber ziehen, wann Arnika angebracht ist. Wir kommen alle irgendwann in ähnliche Situationen, die nicht andauernd da sein müssen, in denen aber Arnika uns hilft, diese leichter zu überwinden und zu meistern.
Wirkung von Arnica
Arnica aus dem Alpenraum bildet Helenalin, was als natürlicher Entzündungshemmer gilt. Arnica Montana hilft bei Zerrungen und Verletzungen aller Art. Zudem hat Arnica eine besondere Beziehung zum Blut. Wenn es zu einem Blutaustritt aus den Gefäßen kommt (z.B. bei Verletzungen, Operationen, Zahnarztbesuch), regt Arnica die Blutbildung an und kräftigt die Zirkulation. Auch bei Blutaustritt ins Gewebe (Bluterguss/Hämatom) infolge äußerer Gewalt durch einen Schlag, Fall oder eine Quetschung ist Arnica das Mittel der Wahl.
Sogar wenn das Ereignis bereits länger zurück liegt, kann noch mit Arnica behandelt werden. Arnica kann ebenfalls gut bei Schockzuständen eingesetzt werden, die infolge einer Verletzung eintreten.
Arnica gehört in jede Notfall-Apotheke und Tasche einer Mutter. Das Mittel ist ein prompter Seelentröster, wenn Kinder sich verletzen. Oft bringt eine Kombination
- mit Hypericum (Nervenverletzungen),
- Symphytum (Knochen-, Knochenhautverletzung) und
- Calendula (Wundpflege) gute Resultate.
Merke: in akuten Situationen können auch mehrere Mittel im Abstand von fünf Minuten gegeben und wiederholt werden.
PHYSISCHE BILDER:
Herz- Kreislaufschwäche, roter heißer Kopf bei kaltem Körper, Zerschlagenheit, Gehirnerschütterung, Hirnblutung, Hirninfarkt, motorische und sensorische Ausfälle, Muskelkater, Verletzungen, Prellung, Verstauchung, Zerrung, Blutergüsse, Verbrennungen, Verhebungen, Operationsvorbereitung und -nachbehandlung, Zahnextraktion, Frakturen, Wunden, Sepsis, Hämatome, Infektionskrankheiten, Rekonvaleszenz, Heiserkeit nach Überanstrengung der Stimme, Keuchhusten, Bronchitis, Pneumonien, Geburtshilfe bei Blutungen, Eiterungen, Blutvergiftungen, Furunkel, Scharlach, Masern, Muskelkrämpfe (auch Cuprum), Wundliegen (Dekubitus).
PSYCHISCHE BILDER:
Überarbeitung, Erschöpfung, Unfähigkeit Arbeiten abgeben zu können; starke Berührungsempfindlichkeit, Angst, Schock, diffuse Schmerzen.
VERSCHLIMMERUNG/BESSERUNG DURCH:
Schlimmer: in der Nacht, in der Sonne, bei Hitze, Bestrahlung, Nässe, Kälte, Zugluft, Trösten, Druck, Berührung, Lärm, Hartliegen, Erschütterung, Arbeiten, Autofahren, Heben.
Besser: Im Liegen, Ruhe, bei Tieflage des Kopfes.
VERABREICHUNG UND POTENZEN:
- In niedrigen Potenzen D4 bis C6 für lokale Verletzungen, wie Verstauchungen – jede Stunde 3 Globuli (bei starken Blutungen eher höher geben C30)
- In mittleren Potenzen C30, C 200 bei Unfällen, Verletzungen am ganzen Körper
- Kinder, die sich ständig verletzen, besonders auf dem Kopf = C 1000 einmal im Monat (dadurch wird die Verletzungsbereitschaft deutlich verringert).
Judith Bonfanti ist Schülerin von Ravi Roy, dem bekannten indischen Homöopathen, der seit vielen Jahren in Deutschland Ausbildungen anbietet, und wendet seit Jahren die Homöopathie mit Erfahrung an