Wer von uns kennt sie nicht: die wehrhafte Brennnessel. Die Königin der Heilpflanzen bietet für über 150 Insektenarten Lebensraum und Nahrung.
Für uns Menschen gehört sie zu den wertvollsten Heil-, Nutz- und Nahrungspflanzen. Verwendbar ist die gesamte Pflanze von der Wurzel bis zu den Früchten(Samen).
Brennnessel im Garten
Gärtner, die naturnah, also ohne synthetische Dünger und Spritzmittel arbeiten, nutzen diese Pflanze als Dünger und Spritzmittel. Aus ihr lässt sich eine Jauche herstellen: ein perfekter Flüssigdünger, Spritzmittel und perfekte Bodenerhaltung.
Brennnesseljauche
- 1 kg frische grob zerkleinerte Brennnessel in 10 l Wasser geben und gären lassen, dabei
- jeden Tag umrühren.
Vorsicht: Geruchsbelästigung ist möglich!
- Sobald es aufhört zu schäumen ist die Jauche fertig.
- Nach der Gärung die Jauche 1:10 mit Wasser verdünnt anwenden.
Wann sammelt/erntet man die Brennessel?
Für Heilzwecke werden die Brennnesselblätter kurz vor Blühbeginn im Mai/ Juni gesammelt, da dann die meisten wirksamen Inhaltsstoffe in den Blättern festgestellt worden sind.
Für die Küche können wir die Blätter bis in den Herbst sammeln, solange sie nicht von Mehltau befallen sind. Brennnesselfrüchte (Samen) werden im August/September und die Wurzeln im Herbst geerntet.
Brennnessel als Nutzpflanze
Aus den Fasern der Brennnesselstängel wurden schon in der Steinzeit Seile, Bänder und Netze geflochten und strapazierfähiges Nesseltuch gewebt. Im Mittelalter kultivierte man die Nessel speziell zur Fasergewinnung, bis sie schließlich von der Baumwolle verdrängt wurde.
Der hohe Wasserverbrauch und Pestizideinsatz beim Baumwollanbau sowie die Umweltbelastung erdölbasierter Fasern wie Acryl, Polyester und Nylon könnten der nachhaltigen Brennnessel zur Renaissance verhelfen.
Brennnessel als Heilpflanze
Die Brennnessel besitzt so viele gesunde Eigenschaften, die, wissenschaftlich sehr gut untersucht worden sind (Monografien des HMPC, der ESCOP und der Kommission E).
- Die Brennnesselblätter enthalten Pflanzensäuren, Flavonoide, Kalium, Eisen, Kieselsäure, Histamin(Brennhaaren);
- die gelblichen Wurzeln enthalten Lektine und Sterole.
- Die Früchte haben einen hohen Eiweißgehalt (30%) und sind reich an essenziellen Fettsäuren und entzündungshemmenden Stoffen, sie werden seit der Antike als Stärkungs- und Sexualtonikum eingesetzt.
Der Tee aus den Blätter wirken:
- harntreibend,
- entwässernd,
- schmerzlindernd bei Arthrose und rheumatischen Leiden,
- antioxidativ und
- entzündungshemmend,
- blutzucker- und blutdrucksenkend.
Weil der Tee so harntreibend und durchspülend wirkt, wird er gerne bei Harnwegsinfekten verwendet, da so Erreger mit ausgeschwemmt werden.
Tee oder Tinktur aus den Wurzeln können Prostatabeschwerden bei Männern lindern.
Brennessel als Nahrungspflanze
Sehr viele Menschen schätzen die Brennnessel für kulinarische Genüsse: In der Küche verwendet ich nur die jungen Triebspitzen, also die oberen 3 Blattpaare. Ältere Blätter schmecken nicht so fein.
Von März bis Anfang Mai ist die ideale Erntezeit der Blätter, wenn man jedoch die Brennnessel regelmässig mäht, bevor sie Knospen ansetzt, treibt sie bis in den Herbst immer wieder neu nach.
Kaum ein Wildgemüse ist so vielseitig einsetzbar und kaum eines enthält so viele Vitalstoffe, ob als
- Mixgetränk,
- als würziger wilder Spinatersatz
- als Füllung für Torten,
- Omelette,
- Lasagne,
- in Brotform,
- Spätzle
Hier kann man sich in der Küche richtig gehen lassen.
Und hier hab ich noch 2 Spezialrezepte für euch:
Brennnesselsamen & Salz:
Eine Extraportion Kraft zum Würzen der Speisen für das ganze Jahr
Die Brennnessel ist zweihäusig, d.h. es gibt männliche und weibliche Pflanzen. In den Früchten (Samen oder auch als Nüsse bezeichnet) der weiblichen Brennnessel und den Pollen der männlichen Pflanze konzentriert sich die Energie der Brennnesselpflanze von Juni bis September.
Zutaten:
- 1 Handvoll Brennnessel-Pollenrispen kurz vor der Blüte gesammelt
- 1 Handvoll Brennnesselfrüchte (Brennnesselsamen)
- 1 Handvoll Meersalz
Zubereitung:
Brennnesselpollen und Brennnesselfrüchte von den Fäden abstreifen und in einer Schüssel vorher mischen.
Teelöffelweise mit der gleichen Menge Salz in einen Mörser geben und vermahlen.
Portionsweise vorgehen, denn kleine Mengen lassen sich besser mörsern und dann jeweils sofort in ein wenn möglich dunkles Glas füllen.
Lichtgeschützt lagern.
Glutenarme, eiweißreiche und gesunde Brennnesselomeletten
Gestern habe ich die ersten Brennnesselblätter gepflückt und daraus gesunde glutenfreie grüne Omeletten gemacht. Diese habe ich gefüllt mit gedämpftem Brokkoli und Graukäse. Dazu habe ich einen Dip aus Skyr gemixt mit verschiedenen Wildkräutern gereicht.
Zutaten für 2 Portionen:
- 50 g Haferdlocken mit 50 g Haferkleie fein vermahlen,
- mit 50 g Magerquark,
- 2 Händen Brennnesselblättern,
- 1 Ei,
- 1/2 TL Weinsteinbackpulver und
- 80-100 ml Wasser mixen bis ein homogener nicht zu dicker Teig entstanden ist.
In einer beschichteten leicht eingefettenten Pfanne hintereinander 4 Omelettes backen und noch warm mit Graukäsescheiben und zerkleinerten Brokkoliröschen belegen und einrollen.
Warm genießen oder für den nächsten Tag zum Mittagessen einpacken.
Ich wünsche euch viel Freude beim Nachkochen und Experimentieren mit dieser tollen grünen Wildpflanze.
Eure Alexia
Achtung! Bei Histaminintoleranz, Heuschnupfen, Magengeschwüren, Herzinsuffizienz oder Niereninsuffizienz, Wassereinlagerungen in der Schwangerschaft, bei Ödemen infolge eingeschränkter Herz- oder Nierentätigkeit keinen Brennnesseltee trinken. Wer Medikamente einnimmt, sollte den Arzt oder Apotheker fragen.
Alexia Zöggeler ist Kräuterpädagogin und führt das Teehaus Arteemis in Lana