kraeuterkraft

Lösungen gibt es schon…

Serie “Ernährung ist politisch”

… sie müssen nur umgesetzt werden. Das haben wir immer wieder in den letzten Monaten in unserer Serie gehört. Da ist der Handlungsbedarf in der EU da, was wir als Endverbraucher*innen tun können, uvm. Heute in unserem vorerst mal letzten Teil der Serie geht es darum, was wir tun können, ist sie miteinzufordern.

Unsere Serie im Blog @kräuterkraft

 

Was ist der Ausweg deiner Meinung nach? (Stichwörter: Hotspots, indigene Völker…)

Der Ausweg ist den Weg in Richtung:

  • agroökologisches Wirtschaften einzuschlagen,
  • bäuerliche Landwirtschaft zu erhalten
  • und als Politiker steuernd so einzugreifen, dass dies realisierbar ist.

Wir müssen dringend die Bodenfruchtbarkeit erhalten und wieder aufbauen.

Indigene Völker sind die Hüter der Biodiversität der Welt. überall da, wo indigene Völker leben, ist die Biodiversität noch am dichtesten. Wir können freilich nicht wie Indigene leben, aber wir können von ihnen lernen. Mir wurde von einem Vertreter einer indigenen Bevölkerungsgruppe im Nordosten Indiens Folgendes erzählt:

Wir danken sechs Generationen zurück für das, was uns unsere Vorfahren an Umwelt hinterlassen haben, und wir denken sechs Generationen voraus, wie und was wir unseren Nachfahren hinterlassen werden.

 

 

Alle Bilder sind von Pixabay

 

Aber zurück zu uns. Der Weltagrarbericht hat 2007 schon verlautet: Weiter so wie bisher ist keine Option, wir brauchen wieder bäuerliche Strukturen etc.

Das funktioniert aber nur, wenn wir als Verbraucher enge und loyale Verbündete der Bauern und Lebensmittelhandwerker werden. Es reicht nicht, dass wir uns diese Verbesserungen alle wünschen und dann zum Aldi oder Lidl zum Einkaufen fahren. Wir müssen uns da auch etwas anstrengen, Essen seinen zentralen Platz in unserm Leben geben, und den Bauern durch unser Mittun den Rücken stärken!

 

Prof. Franger, Sie sprachen auf der Tagung von konkreten Möglichkeiten, diesen Problemen zu begegnen. Können Sie sie auch uns kurz umreißen?

FIAN sieht hierfür die Agrarökologie als den Motor für die Überwindung industrieller Landwirtschaft. Sie haben dazu hervorragendes und überzeugendes Material herausgegeben, das ich nur kurz zitieren kann, was sich aber sehr lohnt, weiter zu verfolgen.

„Agrarökologie“ ist die Anwendung ökologischer Konzepte und Prinzipien auf die Gestaltung von nachhaltigen Agrarsystemen nach gemeinsamen Prinzipien, die an die jeweils lokalen Gegebenheiten angepasst sind.

Im Kern geht es um die Idee, dass Agrarökosysteme die Vielfalt an lebenden Organismen und Ökosystemen (Biodiversität) und das Zusammenwirken unterschiedlicher Lebensräume, sowie die Funktionsweisen von natürlichen Ökosystemen nachahmen und nutzen sollen.

Es muss ein Gleichgewicht zwischen Land/Boden, Natur, Kosmos und Menschen hergestellt werden. Dabei können Lebensmittel, Land, Saatgut, Wasser und Natur keine Ware sein.

Quelle: Pixabay

 

Ziele sind:

  • die Schonung von Ressourcen,
  • Förderung von lokalen und regionalen Wirtschaftskreisläufen,
  • und ein wesentlicher Faktor dabei die  demokratische Beteiligung aller Betroffenen.

 

Für die Verwirklichung des Rechts auf Nahrung müssen Agrar- und Lebensmittelsysteme folgende Ziele erfüllen:

  1. Ausreichende Verfügbarkeit: Dabei geht es um die Möglichkeit, selbst Lebensmittel zu produzieren und um das Erfordernis, funktionierende Märkte für jene zu gewährleisten, die nicht selbst produzieren (können).

  2. Steigerung der bäuerlichen Einkommen und bessere Lebensbedingungen: Armut ist die Hauptursache für Hunger und Mangelernährung. Eine Verwirklichung des Rechts auf Nahrung erfordert daher eine Steigerung der Einkommen von Kleinbäuer*innen. Dies zeigt, wie wichtig eine wirtschaftliche Perspektive ist, in der die Rolle von Bauern und Bäuerinnen gestärkt ist und in der sie aus eigener Kraft ihre Einkommen erwirtschaften können.

  3. Angemessenheit: Dieses Ziel bezieht sich auf die Qualität, die Unschädlichkeit und die kulturelle Angemessenheit der Lebensmittel.

  4. Nachhaltigkeit: Landwirtschaftliche Anbaumethoden dürfen nicht die Grundlagen der Produktion, sowie die Funktionen und Qualität der Ökosysteme und damit die Möglichkeiten gegenwärtiger und zukünftiger Generationen beeinträchtigen. Klimawandel, Erosion der Biodiversität und Wasserknappheit und -verschmutzung sind dabei nur einige der Anzeichen dafür, dass es hier neue Lösungen und Ansätze braucht. Die fehlende Nachhaltigkeit ist eines der größten Risiken für die Zukunft der Welternährung und damit zugleich auch für die anderen Ziele.

  5. Partizipation: Um diese Ziele zu erreichen, ist darüber hinaus die Mitbestimmung und Partizipation der direkt betroffenen Menschen von großer Bedeutung, insbesondere der am meisten marginalisierten Gruppen (Frauen, Kleinbäuer*innen)

Aus: FIAN Österreich, Mit Agrarökologie für das Recht auf Nahrung, Wien 2017:

 

Mit diesem Beitrag beenden wir vorerst einmal die Serie “Ernährung ist politisch” – wobei es durchaus wieder eine Fortsetzung geben kann. Jedenfalls bedanken wir uns bei unseren beiden Expertinnen für die ausführlichen und guten Antworten auf unsere Fragen! Und dem Frauenmuseum Meran, das uns mit der Ausstellung und der Tagung dazu inspiriert hat.

 

Ursula Hudson; Foto: Holger Riegel

 

Dr. Ursula Hudson ist Vorstandsvorsitzende von Slow Food Deutschland und Mitglied des Vorstands von Slow Food International. Die Kulturwissenschaftlerin und Autorin behandelt in ihren Vorträgen und Büchern vor allem das Thema Essen, dessen Geschichte und Kultur, die Regionalität von Lebensmitteln und die kulinarische Bildung. Sie hat von 1996 bis 2004 an den Universitäten von Cambridge und Oxford (UK) gelehrt und geht seit 2005 einer freien Forschungs- und Autorentätigkeit nach.

 

 

 

Gaby Franger, Foto: Privatbesitz Franger

 

Prof. Dr. Gaby Franger ist Sozialwissenschaftlerin, betreibt Forschungen zu Menschenrechten und Sozialer Arbeit und Frauengeschichte. Sie ist Vorstand des Vereins: Frauen in der Einen Welt. Zentrum für interkulturelle Frauenalltagsforschung und internationalen Austausch; Kuratorin im Museum Frauenkultur Regional und International  in Fürth, Bayern, u.a. der Ausstellung “Ausgekocht”, zu der auch eine Publikation im Jahr 2017 im Verlag “Frauen in der Einen Welt” erschienen ist. (www.frauenindereinenwelt.de)

 

https://www.museia.it/2019/05/22/ausgekocht/

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