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Kulturgeschichte des Räucherns

Anlässlich einer Ausstellung in St. Wallburg/Ulten zum Thema “RauchFumo” habe ich die Geschichte des Räucherns recherchiert und eine kleine Kulturgeschichte zusammengestellt – von der Steinzeit und der Antike herauf, aber auch vom Brauch des Räucherns in anderen Kulturen.

Foto: Pixabay

 

  • Am Brandopferplatz von St. Walburg in Ulten entdeckten die Archäologen verkohlte Reste von Pflanzen, unter anderem von Wacholder und Wildrosen. Möglicherweise wurden diese als Rauchopfer bei bestimmten Ritualen und zu Ehren bestimmter Gottheiten am Altar verbrannt. Vielleicht waren sie aber auch Teil vom Blumenschmuck auf den Altären oder von Opfertieren.

 

  • Im Alten Testament wird von Altären zum Verbrennen von Räucherwerk berichtet. So heißt es in Exodus 30,34-35„ Und der Herr sprach zu Mose: Nimm dir Gewürze; Balsamharz, Myrre, Galbanharz und reinen Weihrauch, von einem so viel wie vom andern, und mache Räucherwerk daraus.“

 

  • In der griechischen Antike schreibt Homer über duftende Altäre. Wohlriechende Hölzer wie Zeder, Wacholder und Myrte, aber auch Weihrauch wurden in eigenen Räucherbecken, den Thymiaterien, neben den Altären verbrannt. Der Rauch verbrennenden Lorbeers soll den Seherinnen beim Orakel von Delphi zu ihren Visionen verholfen haben.

 

  • Die Römer glaubten mit dem Verbrennen von Räucherwerk die Götter und Göttinnen gnädig zu stimmen und damit die Erfüllung von Wünschen und Anliegen zu erwirken. Zudem gingen sie davon aus, dass die Götter den Duftrauch der Opfer als Nahrung bräuchten. Lorbeer, Salbei, Rosmarin und Thymian waren beliebte Räucherkräuter, aber auch Weihrauch, Myrrhe und Storaxharz.

 

Foto: Pixabay

  • Das heute noch edelste Räucherwerk stammt aus Arabien: Weihrauch und Myrrhe, den Harzen von Wüstenbäumen. Seit Jahrtausenden werden diese Kostbarkeiten über die Weihrauchstraße gehandelt und brachten den Arabern großen Reichtum. Für die Ägypter, Griechen und Römer galten Weihrauch und Myrrhe als geheimnisvoll mystischer Duft, welcher nur schwer zu gewinnen sei, denn der griechische Geschichtsschreiber Herodot schrieb: „Die Weihrauchbäume werden von geflügelten Schlangen bewacht, die klein und buntfarbig sind und sich in Mengen in der Nähe jedes einzelnen Baumes aufhalten. Nichts anderes vertreibt sie von den Bäumen als ein Feuer aus dem Harz des Storaxbaumes.“

 

  • Die Jahrtausende alten Schriften der Inder, die Veden, geben ausführliche Anweisungen für Räucheropfer, die in den Tempeln von Brahma, Vishnu, Krishna und Shiva mehrmals täglich dargebracht werden sollten. Die Opfergaben bestehen aus duftenden Hölzern, die in einem Feuer verbrannt wurden, das an allen vier Himmelsrichtungen entzündet wurde.

 

  • Im Buddhismus dient das Räuchern von Kräutern bei der Rezitation von heiligen Texten und bei der Meditation. Seit jeher wurden dabei Pflanzen und Harze, insbesondere Sandelholz, zu Räucherstäbchen und Räucherkegel verarbeitet und so abgebrannt.

 

  • Die indianischen Stämme Nordamerikas räucherten in vielen Ritualen und Zeremonien, aber auch um Kranke zu heilen oder um eine positive Atmosphäre in ihren Zelten zu schaffen. Auf diese Weise glaubten sie den Geist der Pflanze freizusetzen und mit seiner Hilfe Botschaften an die Götter zu übermitteln. Räucherbündel oder Räucherzöpfe aus weißem Salbei, Prärie-Beifuß und Süßgras galten als besonders heilige Pflanzen.

 

Seit jeher wurde der Rauch von verbrennenden Pflanzen aber auch bewusst inhaliert. Zigaretten, Pfeifen, Zigarren gefüllt mit Tabak, Hanf, Opium oder anderen Kräutern dienten in vielen Kulturen der Welt zur Bewusstseinserweiterung, um mit dem Göttlichen in Kontakt zu kommen.

 

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