Wir Südtiroler Kräuterfrauen leben im Herzen der Alpen. Wunderbare Natur umgibt uns. Alte Traditionen leben und erzählen vom Wissen über Pflanzen und ihr Wirkungen auf unsere Seele und unseren Körper. Wir ehren unsere Heilpflanzen und möchten dies vermitteln, wenn wir ab heuer jedes Jahr die Alpen-Heilpflanze des Jahres ausrufen. Einfach um auf den Schatz der alpinen Kräuterheilkunde aufmerksam zu machen.
Die diesjährige Alpen-Heilpflanze ist ein Baum, nämlich die Lärche – larix decidua. Das ist nicht irgendein Baum. Sie ist in vielerlei Hinsicht etwas ganz besonderes.
Ursprünglich kam sie nur in den Alpen vor und wächst hier heute noch bis zur Waldgrenze auch bis zu 2000 Meter übe dem Meer, wo sie Kälte und Schnee trotzen kann. Durch eine Kombination von Pfahl- und Tellerwurzeln ist es ihr außerdem möglich, starke Stürme unbeschadet zu überstehen. Die lichte, manchmal zart anmutende Lärche hat es in sich!
Als einzige unter den Nadelbäumen färben ihre Nadeln im Herbst gelb und fallen ab. Das machte sie zu einem idealen Baum für die alpine Landwirtschaft. Mit dem Sonnenlicht, welches im Frühling durch die nadellose Krone dringen kann, wächst unter den Lärchen Gras für Kühe oder Schafe, und im Sommer spenden sie den weidenden Tieren Schatten. So sind die wunderschönen Lärchenwiesen entstanden.
Aber die Entscheidung, die Lärche zur diesjährigen Alpen-Heilpflanze zu wählen ist ihre uralte Nutzung in der alpinen Volksheilkunde. Neben der Verwendung der Nadeln, Blüten oder Zapfen soll hier vor allem die traditionelle Gewinnung und Verarbeitung des Lärchenharzes Terebinthina laricina hervorgehoben werden. In den Alpentälern unter verschiedenen Namen wie Lerget oder Largá bekannt, durfte in keinem Haushalt ein Töpfchen mit flüssigen Lärchenharz fehlen.
Es wurde früher in vielen Teilen der Alpen gewonnen. Heute sind es nur noch wenige, die sich auf das alte Handwerk verstehen. Und so ist es umso erfreulicher, dass es eine kleine Renaissance gibt und Gemeinden wie Altrei/Südtirol oder Palai im Fersental/Trentino wieder begonnen haben, diese alte Technik wiederzubeleben, bei der der Baum unbeschadet bleibt und über Jahrzehnte jährlich ein kleinwenig Harz spendet.
Lärchenharz ist klar, hat eine gelblichgrüne bis bräunliche Farbe und die Konsistenz von Honig mit feinem, aromatischem und balsamischem Geruch. Phytotherapeutisch eingesetzt wird es bei rheumatischen Beschwerden, Nervenschmerzen, bei schleimproduzierenden Atemwegserkrankungen und eiternden Hautentzündungen.
Früher wurde es gern pur als „Pflaster“ aufgetragen. Dabei wurde das Lärchenharz auf ein Tuch gestrichen und auf die schmerzenden Körperteile gelegt. In der Regel musste das Pflaster so lange oben bleiben, bis Linderung eintrat, in einigen Überlieferungen gar bis es alleine wieder abfiel. Dies vor allem bei Rückenbeschwerden, aber auch Brüchen.
Traditionell un bis heute gebräuchlich ist die Verwendung von Lärchenharz in Heilsalben, -ölen und –balsamen. Vor der inneren Einnahme wird heute, abgesehen in homöopathischer Form, gewarnt, früher wurde es allerdings bei Entzündungen im Verdauungstrakt auch eingenommen.
Und übrigens…wenn ihr mehr Informationen über diesen wundervollen Baum und über die Verwendung von Lärchharz wollt, findet ihr die hier:
Bloggerin, Autorin und Kräuterkundige
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