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Was hat die Politik mit dem Essen zu tun?

Serie “Ernährung ist politisch”

Vorige Woche ging es mit Dr. Hudson darum, was Essen mit Macht zu tun hat, heute geht es um den Zusammenhang zur Politik. Viele Lösungen können in den politischen Entscheidungen passieren, zum Beipiel auf der Ebene der EU. Heute erzählt uns Prof. Franger noch einmal genauer, wie stark die Politik involviert ist und in welche Richtung sie gerade geht, leider genau in die verkehrte …

Unsere neue Serie im Blog @kräuterkraft

 

Frau Dr. Franger, was machen unsere Regierungen zum Problem rund um die Ernährung?

Tja, wenn wir die EU Politik anschauen: Subventionen für die Landwirtschaft sind der größte Posten des EU-Haushalts, kommen aber in großen Teilen der verarbeitenden Industrie und nicht der landwirtschaftlichen Primärproduktion zugute.

Gerne werden die Konsument*innen angesprochen als Verursacherinnen, z.B. beim Wegwerfen von Lebensmitteln, aber die Förderung kapitalistischer, großindustrieller Lebensmittelproduktion ist leider der Trend. Das zeigen auch die weltweiten Partnerschaften von Regierungen mit Konzernen der Agrar- und Ernährungsindustrien. Die Allianzen tragen Namen wie SUN – Scaling Up Nutrition, GAIN – Global Alliance for Improved Nutrition oder FFI – Food Fortification Initiative

Foto: “DarkWorkX” auf Pixabay

 

In den letzten Jahren ist eine radikale Umstrukturierung der Landwirtschaft hin zu marktförmigen und input-intensiven Systemen im globalen Süden mit einem regionalen Schwerpunkt auf Afrika zu beobachten, was z.B. durch die Entwicklungspolitik der deutschen Bundesregierung forciert wird.

Die global agierenden Agrar- und Ernährungsindustrie eignen sich verstärkt die Kontrolle über natürliche Ressourcen wie Land und Wasser an und expandieren auf die Wachstumsmärkte in den Ländern des Südens. Die betroffenen Länder bleiben weitgehend Rohstofflieferanten. Auf großflächigen Monokulturen werden Exportprodukte angebaut.

Foto: “flockine” auf Pixabay

 

Diese Expansionsvorhaben der Konzerne werden von der Bundesregierung (und anderen Regierungen reicher Länder) mit einer Vielzahl von Initiativen aktiv unterstützt. Aktuelle Beispiele sind u.a. die Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika (siehe diesen Bericht), die Neue Allianz für Ernährungssicherung der G7-Staaten (lies weiter hier).

Ein Riesenskandal in dieser Entwicklung und noch wenig beachtet ist das neue Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem Mercosur.

 

Gaby Franger, Foto: Privatbesitz Franger

 

Prof. Dr. Gaby Franger ist Sozialwissenschaftlerin, betreibt Forschungen zu Menschenrechten und Sozialer Arbeit und Frauengeschichte. Sie ist Vorstand des Vereins: Frauen in der Einen Welt. Zentrum für interkulturelle Frauenalltagsforschung und internationalen Austausch; Kuratorin im Museum Frauenkultur Regional und International  in Fürth, Bayern, u.a. der Ausstellung “Ausgekocht”, zu der auch eine Publikation im Jahr 2017 im Verlag “Frauen in der Einen Welt” erschienen ist. (www.frauenindereinenwelt.de)

 

https://www.museia.it/2019/05/22/ausgekocht/

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