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Bräuche zu Lichtmess

Das Kalenderjahr beginnt am 1. Jänner, das Kirchenjahr mit dem 1. Adventssonntag und das Bauernjahr zu „Lichtmess“. Heute noch wird in einigen Familien am 2. Februar der letzte Weihnachtszelten verspeist und das Krippele abgeräumt. Traditionell schließt sich mit „Lichtmess“ der Kreis der Feierlichkeiten rund um Weihnachten und es beginnt ist die Zeit der Reinigung. Der alte Name dieses christlichen Feiertages „Maria Reinigung“ lässt dies noch erahnen.

Das Reinigen und Ordnen und damit das Platzmachen für Neues waren immer schon das Thema im Februar. Interessanterweise leitet sich das Wort Februar vom Lateinischen „februare“ (reinigen) ab.

Mit Lichtmess nahmen die Bauersleute die Arbeit wieder auf, denn seit Weihnachten „standen die Spinnräder still“, erledigt wurde nur das Allernotwendigste.

 

Liachtmess am 2. Februar

Weihnachten um’ an Muggenschritt,

Nuijohr um’ an Giggertritt

Kinig um’ an Hirschsprung,

Liachtmess um’ a gonze Stund.

(Hier für Nicht-Südtiroler 😉 die Übersetzung und Erklärung: Es geht hier verständlich zu machen, wie weit man vom längeren Tag entfernt ist. Zu Weihnachten ein Mückenschritt, zu Neujahr ein Hahntritt, zu Dreikönig ein Hirschsprung und zu Lichtmess eine ganze Stund. Reimt sich natürlich nur im Dialekt…)

 

Dieser bekannte Spruch kündet die Freude über die Rückkehr des Lichts an, das zwar schon zur Wintersonnenwende begonnen, aber erst zu Lichtmess spürbar wird. So wird am 2. Februar die Geburt des Lichts als Feuerfest gefeiert. Symbolisch für das Feuer werden Kerzen in die Kirche getragen, um diese zu weihen. Davon leitet sich der Name Liachtmess ab.

Foto: Pixabay

 

Maria Kerz

Die Kerzenweihe gilt ein Überbleibsel des einstigen Reinigungs- und Feuerrituals, bei welchem mit lärmenden Fackelumzügen und duftenden Räucherwerken die Winterdämonen vertrieben wurden.

Im Zuge der Christianisierung erhielt dieser Brauch mit „Maria Lichtmess“, dem Tag der Reinigung Marias, einen neuen Namen. Nach alttestamentlicher Auffassung galt eine Frau nach der Geburt als unrein und  durfte 40 Tage lang den Tempel nicht betreten. 40 Tage nach Christi Geburt (Weihnachten) hat sich Maria dieser kultischen Reinigung unterzogen und damit schließt sich am 2. Februar der Kreis der Weihnachtszeit. Das Datum wurde ab dem 25. Dezember berechnet. Die 40 Tage sind in der jüdisch-christlichen Tradition ein Zeitmaß, das wir auch in den 40 Tagen der Fastenzeit wiederfinden.

 

Foto: Pixabay

Zu Maria Kerz wurden der Kerzenvorrat und das Wachs für das ganze Jahr geweiht und diesen gweichtn Kerzen wird heute noch eine besondere Bedeutung zugesprochen. Sie begleiten bei allen wichtigen Ereignissen im Jahr – vom ersten bis zum letzten Tag: Sie stärken die Gebärenden und die Neugeborenen auf ihrem Lebensweg und sie werden bei der Taufe, bei der Erstkommunion, bei der Hochzeit und bei Beerdigungen an der Osterkerze als Symbol des Lichts Jesu Christi angezündet. Geweihte Kerzen würdigen Feste und Feiern, Jubiläen und kleine Mai-Altäre, sie beschützten vor Unwettern und erleichterten den Sterbenden den Übergang ins „ewige Licht“.

 

Wochsstöcklen

Einige Familien hüten heute noch in ihrem Schrank ein Wochsstöckl, eine kunstvoll aufgerollte dünne, lange Kerze, die manchmal reich verziert ist.

Diese Wochsstöcklen waren früher im gesamten Alpenraum sehr verbreitet. Nach der Weihe am Lichtmesstag hat man ihnen einen ganz besonderen Schutz vor Krankheit und Unglück zugesprochen. Wer vor einer schwierigen Aufgabe stand, steckte einen Wachsstock als Glücksbringer – als Gweichts – in die Rock- oder Hosentasche, um das Böse fernzuhalten.

©Foto aus „Lebendige Bräuche in Südtirol“, Athesia Tappeiner Verlag

Bei diesen aus dünnen Kerzen gerollten Wachsstöcken wird jeweils der abgerollte Teil angezündet. Ein kalter Wachsstock wird vor Gebrauch so lange in warmes Wasser gelegt, bis die Kerze geschmeidig wird und sich aufrollen lässt.

Die schwarzen Brandflecken auf den Betstühlen erinnern noch an den Gebrauch der Wachsstöcke. Diese mussten immer wieder umgedreht und neu aufgestellt werden. Manch einer oder eine ist wahrscheinlich bei den Frühmessen oder am Abend bei den Rosenkränzen dabei eingeschlafen und so hat ihn oder sie der Geruch von angebranntem Holz vielleicht wieder geweckt.

 

Schlenggltog

Früher war es Brauch, dass die Diernen und die Knecht zu Lichtmess ihren Dienst wechselten. Bei den Bauern war der Lichtmesstag auch bekannt als der erste und wichtigste Schlenggltog.

Der Name Schlenggltog leitet sich davon ab, dass die Dienstboten einige Tage frei hatten und so herum schlenggln konnten. Diese Feiertage der Mägde und Knechte dauerten von Maria Lichtmess bis zum Namenstag der heiligen Agatha am 5. Februar. Da wurde die Arbeit wiederaufgenommen, das bäuerliche Jahr begann.

In vielen Ortschaften wurden Lichtmess-Märkte oder Blasius-Märkte abgehalten, die den Schlengglern die Gelegenheit gaben, ihren Lohn wieder auszugeben. Zudem waren diese Märkte eine wichtige Kontaktbörse für die Dienstboten.

Bis zum Jahre 1912 galt Lichtmess als offizieller Feiertag. An diesem Tag feierten alle Männer den Liachtmessfeirti, heute halten die Rittner die Erinnerung daran mit einem „Bauernvortrag“ lebendig. Die Frauen feierten den Frauenobend und freuten sich auf ihr Weiberfest. Heute wird dieses in vielen Gemeinden von den katholischen Frauen als Frauen-Gottesdienst zu Lichtmess gefeiert.

Wie wichtig dieser Feiertag bei uns war, ist auch an der Menge der Bräuche abzumessen. Heute habe ich euch nur ein paar erzählt, morgen kommen weitere!

Die Beschreibung der Bräuche habe ich – geringfügig verändert – aus meinem Buch Lebendige Bräuche in Südtirol entnommen, das im November 2018 im Athesia Tappeiner Verlag erschienen ist. 

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