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Kräuter in der Stillzeit

Ausschließliches Stillen ist für Mutter und Kind gesund. Das bestätigen sehr viele Untersuchungen und Studien. Leider ist es aber auch für viele Mütter eine Herausforderung. Der weltweit am häufigsten berichtete Grund für das vorzeitige Abstillen ist die Wahrnehmung der Mutter, dass sie unzureichend Milch produziert.

Kräuter unterstützen die stillenden Mütter. Foto: Pixabay

 

Daher verwenden viele Kulturen traditionelle Lebensmittel und Kräuter für Frauen, die nach der Geburt die Milchbildung unterstützen sollen.

  • Bockshornklee
  • Geißraute
  • Mariendistel
  • Hafer
  • Löwenzahn
  • Hirse
  • Algen
  • Anis
  • Basilikum
  • Benediktenkraut
  • Fenchelsamen u.v.a.

Der Mechanismus, wie die Kräuter die Muttermilchproduktion positiv beeinflussen, ist bei den meisten Kräutern nicht bekannt. Die meisten von ihnen sind auch nicht wissenschaftlich evaluiert, werden jedoch aufgrund ihrer traditionellen Erfahrung angewendet.

Auch bei uns in Südtirol verwenden viele Frauen Galaktagoga (milchsteigernde Mittel) auf Kräuterbasis, um ihre Milchproduktion anzukurbeln oder umgekehrt, um die Milchmenge zu reduzieren.

Eine Stillberatung sollten die Kräuter nicht ersetzen. Foto: Pixabay

Als Hebamme und Still-und Laktationsberaterin ist mir wichtig zu unterstreichen, dass neben der Einnahme von Kräutern auch das Stillmanagement (Häufigkeit des Stillens / Pumpens) unbedingt unter die Lupe genommen werden muss und mögliche medizinische behandelbare Ursachen (wie z.B. mütterliche Unterfunktion der Schilddrüse) ausgeschlossen werden müssen.
Daher sollten Galaktogogen nur als Ergänzung eingesetzt werden und können eine umfassende Analyse und Beratung der stillenden Mutter nicht ersetzen.

Ich möchte euch hier einige der wichtigsten Kräuter beschreiben, die wir Hebammen und Kräuterexpertinnen stillenden Frauen empfehlen können.

Milchbildung steigernde Kräuter
  • Bockshornklee:
    Es ist ein häufig verwendetes Gewürz, um die Milchmenge zu steigern.
    Einnahme: Wir empfehlen 3-4x täglich für eine Woche einen Tee mit Bockshornkleesamen zu trinken.
    Bockshornklee wird generell gut vertragen. Bei Durchfall sollte die Dosis reduziert werden.

    Tee mit Bockshornkleesamen steigert die Milchbildung. Foto: Pixabay

  • Coleus amboinicus Lour:
    Coleus amboinicus (Lour) gehört zu der Familie der Lippenblütengewächse. Die Blätter dieser Pflanze werden in Indonesien seit Jahrhunderten verwendet, um die Muttermilch zu steigern. Sogar Studien haben den milchsteigernden Effekt dieser Blätter bestätigt.
    Einnahme: Viele Frauen nehmen die Blätter in Form einer Suppe das ganze erste Monat nach der Geburt ein.

  • Fenchel:
    Fenchel wird seit Urzeiten als Gemüse-, Gewürz- und Heilpflanze angebaut. Wegen seiner verdauungsfördernden und blähungswidrigen Eigenschaft wird er gern stillenden Frauen empfohlen, um Blähungen vorzubeugen.
    Die Fenchelfrüchte regen auch die Milchbildung an.
    Wie bei allen Kräutern ist aber auf die Dosierung zu achten und allgemein gilt: weniger ist mehr.
    Einnahme: Im herkömmlichen Milchbildungstees ist Fenchel neben Brennessel, Frauenmantel, Geißklee und Kümmel enthalten. Davon sollte man 3-4 Tassen täglich trinken.
    Wer selbst den Tee machen möchte: Die Kräuter und Früchte in einem Mörser zerkleinern, 2 Teelöffel davon pro Tasse heiß überbrühen und 10 Minuten ziehen lassen.

    Fenchel Blüte – weniger ist mehr beim Fencheltee. Foto: Pixabay

  • Geißraute:
    Der botanische Name “Galega officinalis” verrät es bereits, denn “gala” bedeutet Milch. Die Geißraute wird seit langem zur Anregung der Milchbildung gebraucht. Viele Bauern kennen die milchfördernde Wirkung bei Kühen, die um bis zu 30% mehr Milch produzieren.
    Auch bei den Menschen wurde dieser Effekt beobachtet und daher finden wir die Geißraute auch in jedem handelsüblichen Milchbildungstee wieder.
    Einnahme: Auch hier gilt die gleiche Empfehlung wie beim Fenchel. Ideal ist dieses Kraut in einer Kräutermischung 3-4 mal am Tag als Tee zu trinken.

  • Mönchspfeffer:
    Auch Mönchspfeffer wird oft empfohlen um die Milchmenge zu steigern.
    Einnahme: Es soll mindestens 10 Tage lang eine Mönchspfeffertinktur zu sich genommen werden.
    So nebenbei: Mönchspfeffer wird besonders gern aber auch bei Unfruchtbarkeit oder Zyklusstörungen verwendet.

    Mönchspfeffer als Tinktur steigert die Milchmenge. Foto: Pixabay

Kräuter zum Abstillen
  • Salbei:
    Salbei ist schweiss- und milchbildungshemmend. Daher wird Salbeitee gern getrunken, um die Milchmenge zu reduzieren oder um das Abstillen zu erleichtern.
    Einnahme: Ich rate den Frauen, nur mit einer 1/4 Tasse Salbeitee zu beginnen, da die Reaktionen der Brust sehr unterschiedlich sind. Es gibt nämlich Frauen deren Milch schon nach dieser Menge spürbar zurückgeht, andere hingegen können auch mehrere Tassen am Tag trinken und spüren wenig Veränderung in der Milchproduktion.

  • Kermesbeere:
    Der botanische Name der Pflanze ist Phytolacca. Die Kermesbeere wird in homöopathischer Dosis in der Stillzeit gern verwendet bei Brustentzündungen und Milchknoten in der Brust. Sie kann die Milchbildung regulieren und als Urtinktur sogar bim Abstillen unterstützend wirken.
    Um die verschiedenen Ziele zu erreichen wird die Dosis leicht verändert.
    Einnahme: Wir Hebammen empfehlen Phytolacca gern in homöopathischer Dosis. Die tiefen Potenzen (D2-D4) regulieren den starken Milchfluss und beugen Brustdrüsenknoten vor. Mittlere und hohe Potenzen (D12 oder C30) sind oft hilfreich bei beginnender Brustentzündung mit Schmerzen und Knoten in der Brust.
    Kermesbeeren lassen sich auch im Garten ziehen, aber ACHTUNG: die ganze Plfanze ist giftig.

    Kermesbeere – die ganze Pflanze ist giftig. Foto: Pixabay

 

Wir Hebammen können aus Erfahrung sagen, dass Kräuter in der Stillzeit eine große Unterstützung sein können, wenn die Wöchnerinnen mit ihren Säuglingen die üblichen Beschwerden plagen. Viele können sich selbst mit der richtigen Kräuteranwendung helfen.

Dennoch rate ich in den ersten Wochen nach der Geburt, bis sich das Stillen gut eingependelt hat, sich von einer erfahrenen Hebamme oder Stillberaterin begleiten zu lassen. So kann der Stillstart reibungslos verlaufen und die gesamte Familie profitiert dann monatelang und vielleicht auch jahrelang von einer positven Stillbeziehung.

 

 

Astrid Di Bella, Hebamme, Stillberaterin IBCLC und Mutter von drei Teenagern lebt in Auer und betreut in freier Praxis Familien vor, während und nach der Geburt, sowie begleitet Frauen in ihrem weiblichen Lebenszyklus. Weitere Infos zu ihr sind hier zu finden.

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