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Räuchern zu Dreikönig

Wie jedes Jahr, seit ich denken kann, trifft sich die gesamte Familie am Dreikönigsabend, also am Abend des 5. Jänners vor dem Dreikönigtag, dem 6. Jänner, um gemeinsam durch das ganze Haus zu gehen und es mit Gebeten und Weihrauch zu segnen.

Zum Verräuchern des Weihrauchs verwenden wir dabei eine eigens dafür vorgesehene Räucherpfanne, die aus Kupfer ist und einen reichverzierten Deckel mit Löchern hat. Glut vom Herdfeuer wird in die Pfanne gegeben, dann reichlich Weihrauch drauf und der Deckel zugemacht. Nun raucht es aus den Löchern des Deckels.

Nicht jeder darf die Pfanne beim Räuchern tragen, bei uns ist es immer einer der Onkels. Die Gebete spricht seit immer schon die Großtante und eine der anderen Tanten oder meine Mutter schreiben die Segenszeichen an die Türen. Wir schreiben in diesem Jahr an jede Tür mit einer in der Kirche geweihten Kreide: 20 K+M+B 18. Nächstes Jahr wird 19 als letzte Zahl stehen, jedes Jahr wird der Segen erneuert.

Erst in den letzten Jahren frage ich mich, was es denn mit dem mir so selbstverständlichen Brauch auf sich hat. Tatsächlich ist es ein letzter Rest der Bräuche rund um die Rauhnächte, in denen in früheren Zeiten jeden Tag oder zumindest drei Mal, am Weihnachtsabend, zu Silvester und am Dreikönigabend, geräuchert wurde. Die Rauhnächte, die Zeit zwischen den Jahren, die zur Wintersonnwende oder zu Weihnachten begannen und bis zum Dreikönigstag dauerten. In diesen Tagen und Nächten war strenge Arbeit verboten. Man zog sich zurück und fürchtete sich vor der wilden Fahrt, einer urtümliches Schar unerlöster Seelen, angeführt von der Wintergöttin Percht. Das Räuchern bot Schutz.

Heute nutzen wir diese Tage meist, um mit der Familie zusammen zu sein und Verwandte und Freunde zu besuchen. Geschenke und Lichter begleiten uns.  Auch das ist ein Weg, die Dunkelheit aus unserer Seele zu vertreiben, Ängsten und Einsamkeit aus dem Weg zu gehen.

Heute erinnern sich viele wieder gern an das  Räuchern in den Rauhnächten.
Es gibt der doch oft allzu lauten Weihnachtszeit was Besinnliches.

Auch ich räuchere mindesten drei Mal in diesen Tagen, wobei mir das Räuchern am Dreikönigsabend am wichtigsten ist, wohl weil die ganze Familie dabei ist, und es für mich der wahre Beginn des neuen Jahres ist. Ich räuchere nicht mit Weihrauch, sondern suche mir ein Kräutlein aus, welches bei uns wächst und ich selber gesammelt und getrocknet habe.

An diesem Dreikönigsabend werde ich mit Zirbe räuchern. Ich habe im Sommer Nadeln, Holzspäne und Harz gesammelt und getrocknet. Der würzig warme Rauch durchflutet das ganze Haus und erfreut alle. Die Zirbe hilft uns, uns Zuhause zu fühlen, sie macht es uns leichter, uns an einem Ort nieder zu lassen und uns wohl zu fühlen, uns auf eine Situation einzulassen.

Es ist nicht immer alles perfekt in unserer Familie und in unserer Umgebung, die Zirbe hilft uns, die Unwirtlichkeiten leichter zu ertragen und in unserer Mitte zu sein. Gerne stelle ich mir beim Räuchern den Zirbenbaum vor, wie er an der Waldgrenze im steilen und felsigen Gelände wächst, dabei die Wurzeln um Felsblöcke winden muss, um etwas Halt zu haben. Und dennoch wächst er aufrecht und gerade, breitet seine Äste aus, als wäre es der beste Ort zum Leben … und es ist der beste Ort zu leben, wenigsten im Moment … und es ist die beste aller Welten, zumindest für dieses Leben!

 

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